Wenn jemand eine Reise tut

Urlaub in Kärnten – ein Reisebericht.

Zum ersten mal seit 2019 war es uns möglich im Urlaub zu verreisen. Die letzten Jahre hatte uns Corona immer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Entsprechend urlaubsreif waren wir dann auch und hofften die letzten Monate inständig, dass nicht wieder etwas dazwischenkommt.

Auf Einladung eines Freundes ging es nach Kärnten, genauer nach Mallnitz. Mallnitz ist ein Dorf auf ca. 1200 m Höhe in Kärnten und ist eingebettet zwischen den Gebirgsstöcken der Goldberg- und Ankogelgruppe.

Die Hinfahrt war regenreich. Hinter Salzburg verließen wir die Autobahn und fuhren über Bundesstraßen via Bad Gastein bis Böckstein. Hier nutzten wir die Autoverladung der Tauernschleuse. Stündlich verkehrt hier ein im österreichischen Bahndeutsch Autoüberstellzug genannter Pendelzug nach Mallnitz. Ein Ticket kostet vor Ort € 20,40 für PKW, alle Insassen sind im Ticket inbegriffen. Nach der Einfahrt des Zuges fährt man das Auto selbst auf den Zug, verlässt das Auto und nimmt im Pasagierwagen platz. Die Fahrt mit dem Zug dauert 11 Minuten. In Mallnitz steigt man wieder ins Auto fährt es vom Zug und setzt seine Reise fort. Uns hat die Tauernschleuse einen Umweg von ca. 80 km erspart und der ganze Vorgang lief stressfrei und bequem.

Autoüberstellzug Tauernschleuße

An unserem ersten vollen Urlaubstag in Mallnitz besorgten wir uns zuerst die Kärnten Card, diese sollte sich als wirklich lohnende Investition herausstellen. Anschließend spazierten wir am Stappitzer See vorbei zur Schwussnerhütte. Der Stappitzer See liegt im Außenbereich des Nationalparks Hohe Tauern. Er entstand am Ende der letzten Eiszeit durch einen gewaltigen Bergsturz des Auernig. Vom Stappitzer See führt ein Naturlehrpfad zur Schwusserhütte. Auf der Schwusserhütte genossen wir dann die lecker Hüttenküche. Wir entschieden uns für Kaiserschmarrn und Schwarzbeerenschmarrn. Lecker!
Was uns übrigens auffiel war der gute Internetempfang in den meisten Hütten und wir konnten außer einmal in allen Hütten mit Karte zahlen.


Am folgenden Tag wollten wir es etwas sportlicher haben. Wir fuhren mit Angkogelbahn auf den namensgebenden Berg. Von der Bergstation wollten wir noch weiter bergauf, da aber der Pfad über viel loses Geröll führte und wir nicht routiniert waren brachen wir dieses Vorhaben ab und kehrten kurzerhand auf der Hannoverhütte ein. Hier genossen wir den gigantischen Ausblick. Anschließend machten wir uns auf den deutlich leichteren Abstieg zur Mittelstation. Der Ausblick auf diesen Höhen ist einfach unglaublich. Von der Mittelstation ging es dann mit der Bahn zurück ins Tal. Wir waren erschöpft, aber glücklich. Routinierten Bergurlauben wird das jetzt lächerlich erscheinen, aber wir waren wirklich lange nicht mehr in den Bergen.

Samstags kam wegen Muskelkaters dann eher das Kontrastprogramm, wir fuhren erst nach Spittal und von dort nach Villach. In Villach nutzten wir die Gelegenheit, um gemütlich zu bummeln und zum Fotografieren. Immer wieder stießen wir auf Kunstinstallationen oder kleine Galerien, dies ließ unser Herz höherschlagen.

Der nächste Tag sollte wieder der Natur gewidmet sein. Also besuchten wirSonntag sdas Besucherzentrum Mallnitz des Nationalparks Hohe Taurern. Bei diesem Nationalpark handelt es sich um eines der größten Schutzgebiete in Mitteleuropa und erstreckt sich über die Bundesländer Salzburg, Tirol und Kärnten. Auf Grund dieser Größe gibt es dann auch gleich 23 Besucherzentren.
Anschließend machten wir noch einen Spaziergang durch das Tauerntal zur Stockerhütte. Bei einer deftigen Jause kam auch ein neugieriger Besucher dazu. Gut gestärkt ging es so dann auf den Rückweg.

Am Tag darauf, es war Montag fuhren wir in die Künstlerstadt Gmünd. Gmünd hat eine herrliche Altstadt und es haben sich viele Künstler angesiedelt. Überraschend wie unkompliziert hier alles lief, während wir in einer Galerie waren, ging die Besitzerin offensichtlich in Mittagspause und die Türen blieben sperrangelweit offen. In der Galerie Gmünd stießen wir auf die Ausstellung von Irene Andessner mit wirklich beeindruckenden Fotografien. Schön war, dass uns die anwesende Aufsicht spontan eine Führung durch die Ausstellung anbot und wir damit natürlich einen ganz anderen Einblick in die Ausstellung bekamen. Irene Andessner stellt bekannte gemalte Porträts nach. Durch den Austausch des Gesichts aber auch durch den Austausch von Mann und Frau stellt sie die Identität und auch die Geschlechterrollen gekonnt in Frage.
Spontan kamen wir auch mit Ina Loitzl ins Gespräch. Sie hat sich auf der Flucht vor der Sommerhitze in Wien ihr Sommeratelier in Gmünd eingerichtet. Da sie den ersten Tag da war gab es noch nicht so viel zusehen. Dafür war das Gespräch um so interessanter. Künstlerinnen bei der Arbeit zu sehen zu können ist etwas ganz besonders. Vielen Dank für diesen Einblick liebe Ina. Leider habe ich es verpennt hier Fotos zu machen. Deswegen schaut bitte auf ihre Homepage.

Eine weitere Besonderheit die Gmünd zu bieten hat, ist die geteilte Kirche. Der Altarraum der Kirche liegt auf der einen Seite der Straße, der Besucherraum auf der anderen Seite.

Dies sind wichtigsten Highlights aus Gmünd. Wer mehr wissen oder entdecken will fährt am besten selbst hin.

Am Dienstag stand wieder Natur auf dem Programm. Wir gingen in die Raggaschlucht. Auch hier war der Eintritt über die Kärnten Card abgedeckt. Die Raggaschlucht war ein imposantes Naturschauspiel, wie man die Stege dort hinein gebaut bekommen hat ist mir ein Rätsel. Gerade bei der sommerlichen Hitze war die Schlucht sehr erfrischend. Danach kam uns die Sonne allerdings noch gnadenloser vor.

Danach sind wir nach Innerfragant gefahren um dann mit den in der Kärnten Card bereits enthaltenen Standseilbahn und anschließend der Seilbahn zum Mölltaler Gletscher zu fahren. Wir mussten schon sehr genau hinschauen, um die Gletscherreste zu erkennen. Die Klimakatastrophe geht auch nicht an Kärnten vorbei. Mit der Seilbahn ging es dann zurück zur Mittelstation, um uns in der Goldgräberhütte zu stärken. Hier wurde tatsächlich früher Gold abgebaut.

Da mittwochs das Wetter etwas unbeständig schien, fuhren wir nach Winklern um das dortige Mineralienmuseum zu besuchen. Die Ausstellung befindet sich im alten Mautturm und ist nicht barrierefrei. Außerdem wirkt die Ausstellung etwas aus der Zeit gefallen und könnte eine Überarbeitung der Präsentation gut gebrauchen. Da aber auch hier der Eintritt mit der Kärnten Card bereits bezahlt wahr hat sich der Besuch trotzdem gelohnt.

Donnerstags wurde es wieder heiß und damit in Erinnerung an die kühle Raggaschlucht beschlossen wir die nahe gelegene Groppensteinschlucht zu besuchen. Die Groppensteinschlucht ist allerdings nicht so eng wie die Raggaschlucht und von daher war in der Schlucht die Sonne deutlich stärker zu spüren als in der Raggaschlucht. Welche Schlucht war jetzt schöner? Darauf gibt es keine einfache Antwort. Die Schluchten unterscheiden sich in ihrem Character sehr und habe beide ihre eigene Schönheit. Am besten einfach beide genießen. Auch hier war der Eintritt wieder durch die Kärnten Card bereits bezahlt.

Unser Urlaub sollte nun so langsam zu Ende gehen. An unserem letzten vollständigen Urlaubstag fuhren wir mit der Tauernschleuße nach Bad Gastein. Bad Gastein ist auf eine gewisse Art faszinierend. Einst mondäner Kurort an dem sich die europäische High Society traf, heute auf der Suche nach einer neuen Identität. Geprägt wird Bad Gastein zum einen durch die Hanglage zum anderen durch die Hotels der Belle Époque. Wir fühlten uns dadurch manchmal wie in einem alpenländischen Monaco. Nur dass die besten Zeiten in Bad Gastein vorbei zu sein scheinen. Viele der Hotels stehen leer und gammeln vor sich hin. Allerdings wird zum Teil auch saniert. Der morbide Charm hat uns aber durchaus fasziniert. Interessant sind die Versuche die leerstehenden Räumlichkeiten durch Kunstaustellungen oder als Ateliers zu nutzen. Hoffentlich gelingt es Bad Gastein sich neu zu positionieren.

Anschließend fuhren wir nach Hofgastein um unsere Konzerttickets abzuholen. Wir hatten beschlossen den Abend bei Klassik am Berg ausklingen zu lassen. So fuhren wir mit der Schlossalmbahn auf 2066 Meter. Dort konnten wir die Philharmonie Salzburg genießen. Unter der Leitung von Elisabeth Fuchs spielten sie

F. Schubert – Symphonie Nr. 9; Die Große; 1.Satz

M.Bruch – Violinkonzert Nr. 1; 1. und 2. Satz

L.v. Beethoven – Symphonie Nr. 6 Pastorale

Dieses Konzert war für uns ein gelungener Abschluss des Urlaubs. Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause.

Fazit: Kärnten ist absolut eine Reise wert. Die Berge und die Natur sind spektakulär, die Menschen einfach nett und das Essen super. Allen Besuchern sei nochmals die Kärnten Card ans Herz gelegt. Außerdem für alle die mit dem Auto anreisen, der Hinweis, dass es in Österreich eine Autobahnmaut gibt und die Vignette vorher besorgt sein sollte.Wir bedanken uns herzlich bei unserem Gastgeber Malte der uns zehn Tage aufgenommen und begleitet hat. Es war schön dich mal wieder zu treffen.

Kleiner Nachtrag: Wer mehr Informationen zu Mallnitz als Urlaubsziel sucht wird auf dieser schön gemachten Seite fündig und kann auch gleich eine Ferienwohnung buchen.

1 Gedanke zu „Wenn jemand eine Reise tut“

Schreibe einen Kommentar